Kieler Woche

 


Wenn man viel mit Menschen zu tun hat, kann man viel erzählen.

 

Wie beginnen Märchen? Es war einmal … aber das hier sind keine Märchen, sondern wahre Erlebnisse, die mich manchmal zweifeln lassen, wer hier wirklich noch im Recht ist.

Es war einmal  … auf einem unserer vielen Eventbesuche auf der Kieler Woche.

Wir hatten unseren Stand auf der Blücher-Brücke, direkt auf der Mole, aufgebaut, umgeben von Großseglern, die Rundfahrten anboten. Auch die anderen Händler hatten ihre Stände errichtet; es waren meist dieselben, mit denen man seit Jahren dort stand. Umgeben vom Wasser und den Großseglern bot sich ein traumhaftes Bild, das nicht nur Liebhabern von Großseglern gefiel.

Die Kieler Woche zieht etwa 3 Millionen Besucher an, was die Arbeit angenehm gestaltet.

Viele kommen zur Mole, um die zahlreichen und auch ältesten Segler zu bewundern. Hinter uns lag stets ein alter holländischer Großsegler, man kannte den Eigner und seine Matrosen. 

Mit ihnen hielt man einen kurzen Plausch, man verabredete sich für die Abende, um auf dem Segler zusammenzukommen, einen schönen Abend zu verbringen. Dies gehörte für 10 Tag dazu.

Es gab immer. Gruppe von Seglern, die nach der Kiel Woche nach Travemünde und Rostock segelten oder mit Motorunterstützung fuhren.

Ich hätte mitfahren können, um meinen Stand aufzubauen; jedoch hatten die dortigen Veranstalter die Vorgabe, aus optischen Gründen, nur Pagodenzelte zuzulassen und nicht wie wir einen Verkaufsanhänger.

Das wollte ich nicht.

Es wurden immer wieder Zelte aufgeschlitzt. Ich wollte mein Zelt nicht aufschlitzen lassen, und wollte meine Warenbestände nicht klauen lassen, leider wurden die Diebe ja auch nie gefasst.

Dieser Gefahr wollte ich mich nicht aussetzen, obwohl es mir schon sehr gefallen hätte. Mein Verstand hat immer gesiegt.

An einem Nachmittag kam plötzlich ein Herr und manövrierte sein Fahrrad durch die Menge, wodurch die Auslage und andere interessierte Kunden blockiert wurden.

Ich sprach ihn an und fragte: „Junger Mann, kann ich Ihnen behilflich sein?“ (Nun, so jung war er nicht mehr, aber ältere Herren fühlen sich gerne geschmeichelt.)

Nachdem er sich umgeschaut hatte, um sich zu vergewissern, dass er wirklich gemeint, war, antwortete er:

„Haben Sie auch Fahrradketten?“

Fahrradketten? Hä? An einem Stand, der nur Silber- und Edelstahlschmuck sowie indianisches Kunsthandwerk anbietet?

Er bemerkte mein staunendes Gesicht nicht.

Bin ja schlagfertig, mir fiel sofort die passende Antwort ein

„Ja, einen Moment, die sind noch im Keller, habe ich noch nicht herausgeräumt, ich hole sie schnell.“

Kurz flog mein Blick über die Umstehenden, ich sah viele schmunzelnde Gesichter.

Ich verschwand kurz, während mein Partner sich um die anderen Kunden kümmerte.

Zog mich für eine Zigarettenlänge aus seinem Blickfeld zurück.

Nach meiner „Rauchpause“ erklärte ich mit ernstem Blick, dass bedauerlicherweise keine Fahrradketten im Keller vorhanden seien, da ich diese leider zu Hause vergessen hatte.

Er murmelte etwas wie „Schade …“, schnappte sich sein Fahrrad und verschwand in der Menge.

Die Umstehenden, die Interessierten und ich hatten noch ein amüsantes Gesprächsthema, welches sich um das Thema Ketten drehte, wodurch sich einige Verkaufsgespräche ergaben.

Dennoch interessiert es mich bis heute, was in seinem Kopf vor sich ging.

Wir befanden uns auf einer Mole und unter ihr war Wasser. Wo war also mein Keller?

Oder ist ihm das gar nicht aufgefallen?

Dies war eine von vielen amüsanten Episoden, die man auf Veranstaltungen erlebt