Was gab es bei uns zu essen? Obst, Gemüse, exotische Früchte, Nüsse, Reis, Getreide, Honig – meine Mutter zauberte daraus immer etwas Essbares. Als Snack hatte ich stets Nüsse in allen Varianten. In der Schule sah ich dann, was die anderen Kinder dabei hatten, und war erstaunt, da ich so etwas noch nie gesehen oder gerochen hatte. Bald tauschten wir unsere Pausenbrote, und es schmeckte herrlich. Manche Mütter begannen, mich mitzuversorgen. Zu Hause begann ich zu rebellieren und wollte auch Wurstbrote mit in die Schule nehmen. Meine Rebellion verpuffte, mein Vater hatte die besseren Argumente, notfalls gab es was hinter die Löffel.
In meiner Jugend war der Tante-Emma-Laden ein fester Bestandteil meines Alltags. Dieser kleine, lokale Einkaufsladen war nicht nur ein Ort des Vertrauens, sondern auch ein Symbol für die sozialen Gepflogenheiten meiner damaligen Zeit. Die Menschen kannten sich, und die Geschäfte wurden oft auf Kredit geführt, was für viele Familien eine wichtige Möglichkeit darstellte, ihren täglichen Bedarf zu decken.
Aufgrund der unterschiedlichen Arbeitszeiten meiner Eltern war ich oft allein und machte mich jeden Morgen auf den Weg zur Schule. Mein Vater, als Polizist beschäftigt, hatte unregelmäßige Schichten, während meine Mutter früh zum RIAS Berlin aufbrach, wo sie als Stenotypistin tätig war. In dieser Zeit entwickelte ich das Bedürfnis, selbstständiger zu werden, und so kam ich auf die Idee, im Tante-Emma-Laden einzukaufen.
Die kleinen Bonbontüten, die ich mir täglich selbst zusammenstellte, entwickelten sich rasch zu einer Gewohnheit. Mit der unbeschwerten Freude eines Kindes suchte ich mir die bunten Süßigkeiten aus. Ein Monat lang konnte ich mein geheimes Vorhaben ungestört genießen, bis meine Mutter die Rechnung beglich und die dunklen Wolken des Unheils über mir zusammenzogen. Die unverhoffte Enthüllung meines heimlichen Einkaufs führte schließlich zu einem unvergleichlichen Streit, der mir eine drastische Lektion über Verantwortung und die Konsequenzen meines Handelns erteilte.
Diese Episode aus meiner Kindheit bleibt mir als prägender Moment in Erinnerung – einerseits als unbeschwerte Zeit der Kindheit und andererseits als bedeutende Erkenntnis über die Bedeutung von Vertrauen und Kommunikation in der Familie. Der Tante-Emma-Laden wird für immer ein Symbol für diese Mischung aus Freude und der schulenden Realität des Erwachsenwerdens bleiben.
1968 musste ich meinen Führerschein machen. Mein Vater hatte Gelenkprobleme, das Laufen fiel schwer. Da er es versäumt hatte, seinen Führerschein nach dem Krieg umschreiben zu lassen, durfte er nicht, außer mit einem Mofa, am Straßenverkehr teilnehmen. Ich durfte meinen Führerschein machen, damit mein Vater einen Chauffeur hat. Leider hat er seine Rechnung ohne mich gemacht. Endlich hatte ich meine Freiheit, die ich schon länger wollte. Zwar wurde man erst mit 21 Jahren volljährig, die betraf nur Behörden- und Bankangelegenheiten. Ich hatte mein eigenes Geld, hatte angefangen Tontechnik beim RIAS Berlin zu lernen.