Täglicher Wahnsinn KW 43 / 2024

Veröffentlicht am 27. Oktober 2024 um 11:31

Hochnebel am Morgen, und schon wieder ein verlorener Tag für mich. Ich bin noch in der Stoßtherapie, aber das Cortison wirkt irgendwie nicht. Nehme 5 x 2 Tabletten à 20 mg, also bin ich noch in der ersten Phase. Der Druck auf der Brust ist nicht mehr so stark, aber meine Belastbarkeit ist weiterhin gering. Zudem habe ich undefinierbare Schmerzen in der Herzgegend, Schweißausbrüche und geschwollene Fußknöchel. Es könnte tatsächlich das Herz sein. Wenn ich jetzt zum Hausarzt gehe, schickt er mich zum Herzkatheter.

Ich habe eine große Klappe und gebe anderen Ratschläge, aber selbst habe ich Angst und für mich keine Lösung im Moment .Diese Angst kommt von einer Erfahrung während meines vorletzten Krankenhausaufenthalts. Bei meiner Zimmernachbarin wurde ein Herzkatheter gesetzt, und die Ärzte gingen über die Leiste vor. Sie kam lange nicht zurück. Was war passiert? Beim Entfernen des Katheters gab es Komplikationen, und die Blutung konnte nicht gestillt werden. Ein Oberarzt musste kommen, und so wie meine Nachbarin berichtete, sah es aus wie ein Springbrunnen – alles war blutverschmiert. Seither leide ich unter Panik, selbst bei einem Venenzugang.

Ich bin immer ein Versuchskaninchen, da ich keine sichtbaren Venen habe. Es wird probiert und probiert, und durch das Cortison entstehen riesige schwarze Flecken auf meiner Haut. Ich sehe aus, als wäre ich von einem Lkw überfahren worden.

Selten findet das Personal,  also die Schwestern oder Pfleger sofort eine Lösung, was oft zu Frustration bei mir führt. Geduld ist gefragt, da viele Abläufe nötig sind, bevor alles funktioniert. Manchmal wirkt es chaotisch, wenn das Personal zwischen den Systemen wechseln, eine andere Nadel suchen und schließlich die Dünnste hernehmen.

Jedenfalls geht es mir gefühlt, so schlecht wie lange nicht. Habe aber Ende dieser Woche noch einen Röntgentermin der LWS, den will ich jetzt auch nicht sausen lassen.

Heute ist Mittwoch und es wird nicht besser, sondern eher schlimmer. Ich gehe jetzt ins Schlafzimmer, um meinen Koffer zu packen. Ich befürchte, dass ich ins Krankenhaus muss.

Donnerstagnacht war überraschend gut. Die Beschwerden begannen erst nach dem Aufstehen. Ob das Apnoe-Gerät zu meinem Wohlbefinden beiträgt, ist ungewiss. Heute muss ich noch zum MRT, obwohl ich mich dabei unwohl fühle, aber es muss sein.

Ich nutze gerade Sauerstoff, der Wert liegt nun bei 95 bis 97 %. Da ich mobil bin, nehme ich das Gerät mit ins Auto.

Dann ging es zum Hausarzt, dessen Praxis gerade öffnete. Das Gespräch verlief erwartungsgemäß. Nachdem ich meine Beschwerden und selbst verordneten Medikamente aufgezählt hatte, wurde ich kurz abgehört, mehr nicht. Sie meinten, ich täte bereits alles Mögliche. Wenn das nicht hilft, soll ich den Notarzt rufen... das war mir schon klar, ich hätte mir den Besuch sparen können. Nächste Woche wird noch Blut abgenommen, vielleicht folgt eine Überweisung zum Kardiologen.

Danach schnell zurück zu meinem mobilen Sauerstoffgerät und zum 25 km entfernten MRT-Termin. Abends wieder am Sauerstoffgerät.

Freitag:

Heute fühle ich mich deutlich besser.

Habe ich die Anzeichen von Sauerstoffmangel übersehen?

Gestern diskutierte eine Facebook-Gruppe über Diagnosen. Ich betone immer, dass es gravierende Fehldiagnosen gibt, die ich selbst erlebt habe.

Bei einer Bronchoskopie wurde eine Biopsie durchgeführt. Die vorläufige Diagnose lautete Sarkom, ein bösartiger Tumor, meist in Weichteilen. Als Mediziner wusste ich, dass das nichts Gutes bedeutet. Ich entließ mich selbst, da ich nicht 8 Tage in einem Dreibettzimmer mit zwei COPD-Patientinnen verbringen wollte, was Panik in mir auslöste. Ich informierte meinen Hausarzt. Wenn der Pathologie-Befund vorliegt, braucht sie mich nicht anzurufen, um ihn zu bestätigen. Sie rief dennoch an und gab Entwarnung.

Die Auswirkungen einer solchen Aussage eines Arztes, an dessen Kompetenz ich heute zweifle, sind enorm. 

 

Das Wochenende, an dem die Zeit umgestellt wird, bereitet vielen Probleme, aber ich merke es kaum, außer dass es früher dunkel wird. Das ist auch alles.

Am Samstag erlebte ich nach langer Zeit wieder einen herrlichen Nachmittag außerhalb meiner gewohnten Umgebung. Es war, als würde man eine alte Freundin treffen – vergleichbar mit einer Silberhochzeit. Ich begleitete sie zu einer Fachmesse in München, was wirklich großartig war. Da meine Gesundheit noch nicht vollständig wiederhergestellt ist, nahm ich mein tragbares Sauerstoffgerät mit, das ich auch während der Fahrt benutzte. Für den Notfall brachte ich es auch in die Messehallen mit. Um keinen Haltungsschaden zu riskieren, entschied ich mich spontan für einen kleinen Rollkoffer, der wie für mich gemacht schien.

Meine Erfahrungen mit Fachmessen, sowohl vor als auch nach Corona, offenbaren einen bedauerlichen Wandel: Die Hallen sind nur noch zur Hälfte gefüllt. Die prominenten Vertreter der Branche sind abwesend, wahrscheinlich wegen der hohen Standgebühren.

Da ich ein wenig chaotisch bin, nutze ich den Tag erneut zum Aufräumen und Sortieren. Draußen ist seit Tagen dichter Nebel, also ist es kein Wetter, das für meine Atemprobleme geeignet wäre.

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